Die Bundesregierung will mehr Holzbau. Mit dem Russlandkonflikt werden resiliente und regionale Produkte aus der Politik gefordert. Nachhaltigkeit und ESG sind Top Themen in der Immobilienwirtschaft. Die Koalition für Holzbau will den Holzbau in Deutschland aus der faktischen Nische herausholen und vorantreiben.
Gründerin und Organisatorin der Koalition für Holzbau ist Sun Jensch. Sie ist Gesellschafterin der DAPB Deutsche Agentur für Politikberatung in Berlin und hat langjährige Berufserfahrung in Führungspositionen verschiedener Immobilienverbänden.
Foto von Sun Jensch
GSF: Liebe Frau Jensch, was motiviert Sie, den Holzbau in Deutschland zu promoten und in Berlin und bundesweit für diesen Baustoff zu werben?
Sun Jensch: Der Neubau verbraucht nicht nur eine Menge CO2, wir bauen nach wie vor noch mit viel zu viel konservativen Baumaterialien und ehrlich gesagt auch noch in althergebrachten Prozessen. Holz ist der einzige nachwachsende Rohstoff und er birgt so viele gute Eigenschaften. Angefangen beim gesunden Wohnen, der Kreislauffähigkeit und damit der Wiederverwertbarkeit des Materials. Richtig beindruckt hat mich auch, dass die Planung und das Bauen sehr anders funktionieren.
Die Koalition für Holzbau soll diese Vorteile sichtbar machen. Und weil es doch einige politische Hürden gibt, setzen wir uns eben auch besonders auf dem politischen Parkett für das breitenwirksame Bauen mit Holz ein.
GSF: Die Koalition für Holzbau hat einen Forderungskatalog an die Politik gestellt, mit denen der Holzbau vorangebracht werden kann. Die GSF hat hierin einen Beitrag zur öffentlichen Förderung von Holzbau formuliert. Welche Resonanz finden Ihre Forderungen in der Politik und den Verbänden? Und, gibt es bald eine Bundesförderung?
Sun Jensch: Wann es eine Förderung geben wird, können wir noch nicht sagen. Vielleicht wird das sog. Osterpaket der Bundesregierung dazu Aussagen treffen. Wünschenswert wäre es.
Wir spüren aktuell eine große Aufmerksamkeit auf Seiten der Politik. Das politische Papier, das die Ambassadeure der Koalition für Holzbau erarbeitet haben, stellt im Prinzip die notwenigen Hausaufgaben der im Koalitionsvertrag genannten „nationalen Strategie für Holzbau“ dar. Für die Machart der bundesweiten Förderung hat die GSF genau die richtige Idee erarbeitet. Danach soll die Förderung pro verbautem Kilo Holz angewendet werden. Das ist nach Ansicht der Ambassadeure das einzige Instrument, um Fehlallokationen zu vermeiden.
GSF: Der Bau mit Holz ist gerade bei Mehrfamilienhäusern und höheren Gebäude kein einfaches Unterfangen, es gibt viele Hindernisse, obwohl Modulbauweisen und das Produkt Holz an sich wunderbar auf die Baustellen passen. Was würden Sie Bauherren empfehlen - erstmal abwarten? Welche Unterstützung bietet die Koalition für Holzbau den Bauherren? Wäre es sogar sinnvoll, der Koalition beizutreten?
Sun Jensch: Wir empfehlen den Bauherren, sich jetzt mit dem Holzbau zu beschäftigen, denn die Planungs- und Bauprozesse sind einfach anders. Allein die Leistungsphasen 1 und 2 beanspruchen eine sehr genaue und damit oft längere Phase. Die Präzision, die gleich am Anfang stattfindet, zahlt sich im weiteren Bauverlauf aus. Ratsam ist, dass man sich Profis an den Tisch holt. Das spart eine Menge Lehrzeit.
Die Ambassadeure der Koalition für Holzbau gehen nicht nur mit der Politik in die Gespräche, um die Machbarkeiten darzustellen. Sie beraten auch Bauherren und Projektentwickler zu den wichtigsten Aufgaben und Herausforderungen, die der Holzbau anfangs in sich birgt. Meines Erachtens sind auch die sog. Faktenpapiere gute Helfer im Alltag mit den Genehmigungsbehörden. Um nur zwei zu nennen: Prof. Hubert Speth erläutert zum Beispiel das Thema Wald und die Holzarten, das kann sich oft als ein emotionales Thema in der Politik oder auch bei den Anwohnern darstellen. Oder auch die immer wieder schwierigen Abstimmungen zum Brandschutz, die von unserem Ambassadeur Reinhard Eberl-Pacan erläutert werden.
GSF: Herzlichen Dank Frau Jensch für die Einblicke in den Holzbau in Deutschland und Ihre engagierte Koalition. Wir wünschen Ihnen und Ihren Kolleg:innen viel Erfolg! Als GSF werden wir das Thema weiterhin begleiten und freuen uns auf weitere Dialoge.
Sun Jensch: Vielen Dank und auch gern für Ihre fachliche Unterstützung danke.
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